"Arbeiten Sie als Rechtsanwalt und Paymaster? Kann ich mit Ihnen ein Treuhandkonto in der Schweiz eröffnen? Ich brauche schnell eine gute Bankverbindung für große Verträge mit hohen Geldsummen!"
Obwohl schon länger nicht mehr als rechtsanwaltlicher (Attorney) Paymaster tätig, bekomme ich solche Anfragen noch immer – von Projektträgern, globalen Unternehmerinnen, Vermittlern und Intermediären im Handel mit Rohstoffen, Finanzinstrumenten und Projektfinanzierungen. Die Zeit ist also reif für eine Klarstellung – und für ein paar ehrliche Worte, welche 4 konkreten Schritte ich meinen potenziellen Klienten dringend rate, damit sie echten Erfolg haben (und nicht nur ein neues Bankkonto, auf dem nichts passiert).
Die Situation
Sie sind aktiv als Unternehmer oder globaler Investor im Bereich Erneuerbare Energien, Infrastruktur- oder humanitärer Projekte? Sie erwarten hohe Geldsummen für die Finanzierung einer Windkraftanlage? Als weltweit tätiger Unternehmer wollen Sie in eine neue Produktion investieren und rechnen mit großen Erträgen aus einem Private Placement Programm (PPP)? Vielleicht gibt es auch Geschäftsvermittler, die satte Provisionen von Ihnen erwarten, nach dem erfolgreichen Verkauf großer Mengen Ihres Getreides zum Beispiel?
Klar ist: Für all diese finanziellen Geschäfte brauchen Sie ein solides Bankkonto bei einer zuverlässigen Bank mit der Kapazität für hohe Beträge. Was liegt da näher, als einen zugelassenen und regulierten Rechtsanwalt als Paymaster mit Geldempfang und Überweisungen zu beauftragen, einen Attorney Paymaster?
Ihre Investoren oder Vermittler verlangen vielleicht sogar einen solchen Attorney Paymaster, damit Zahlungen sicher, zuverlässig und rechtmäßig abgewickelt werden können. In den meisten Standardverträgen (Vordrucken) für den weltweiten Rohstoffhandel ist Platz für solche Bankverbindungen eines Treuhand-Bankkontos bereits vorgesehen.
Internationale Geschäfte kommen nicht zustande
Ich habe diese Rolle des Rechtsanwalts als Paymaster einige Jahre lang übernommen und bis Anfang 2018 als Attorney Paymaster und berufsmäßiger Finanzintermediär weltweit gearbeitet; einschließlich Geschäftssitz in der Schweiz und Mitgliedschaft in der Selbstregulierungs-Organisation (SRO) Polyreg, die von der schweizerischen Finanzmarktaufsicht (Finma) kontrolliert wird. Meine Erfahrungen als internationaler Attorney Paymaster (Lawyer Paymaster) sind dabei ebenso ernüchternd wie eindeutig:
Gut 95 Prozent (!) aller Geschäfte meiner Klienten, für die ich als Attorney Paymaster Treuhand-Bankkonten eröffnet hatte, waren noch gar nicht reif für eine finanzielle Abwicklung.
Die Gründe? Viele Geschäftspartner kannten sich nur oberflächlich aus dem Internet und hatten sich noch nie persönlich getroffen, geschweige denn das für derart umfangreiche Deals nötige Vertrauen aufgebaut. Oft waren auch die wesentlichen Vertragsbestandteile noch gar nicht verhandelt. Viele Deals sind im letzten Moment geplatzt, weil ein Vertragspartner nicht liefern konnte.
Eine Menge der mir vorgelegten Handelsverträge oder Investitionsverträge stellte sich sogar als dilettantische Fälschungen heraus; mit falschen Firmennamen, gestohlenen Identitäten und sogar geklauten und manipulierten Passkopien.
Banken kündigen Konten schnell
Oft versuchen Betrüger auf diese Art und Weise an vertrauliche persönliche Daten zu kommen, die sie dann missbrauchen (sogenannter Identitätsdiebstahl). Selbst wenn die Treuhand-Bankkonten besonders gesichert und eigentlich wertlos sind, so war und ist der Reputationsschaden für die Kontoinhaber doch enorm.
Banken kündigen heutzutage recht schnell die Geschäftsbeziehung, wenn eines ihrer Konten auf dubiosen Verträgen auftaucht und die Abteilung Compliance davon Wind bekommt.
Diese für meine Klienten oft frustrierenden Erfahrungen haben mich dazu gebracht, meine Beratung neu auszurichten – weg vom nur administrativen Attorney Paymaster (Lawyer Paymaster), der Treuhandkonten verewaltet, auf denen nichts passiert. Stattdessen hin zum Trusted Advisor und internationalen Rechtsanwalt, der die passenden Partner zusammen bringt, weltweit für rechtmäßige Transaktionen sorgt und seinen Klienten so zu echten Erfolgen verhilft. Damit die Geld- und Zeitverschwendung ein Ende hat - und damit die Projekte endlich voran kommen.
Die Lösung heißt "Human Due Diligence Check"
Erstens brauchen Sie einen strukturierten "Know Your Customer (KYC)" Prozess mit tiefer Hintergrundrecherche über die beteiligten Personen (und über das konkrete Geschäft). Hierbei geht's vor allem um eine Analyse der Verträge und der gesamten Kommunikation. Wichtig: Der KYC-Prozess muss für Ihr spezielles Geschäft passen. Das ist der Anfang des Human Due Diligence Checks.
Zweitens müssen Sie die nach Außen gezeigte Persönlichkeit und das menschliche Verhalten aller am Geschäft Beteiligten genau analysieren. Das braucht sowohl einen strukturierten und analytischen Ansatz (Checklisten!), vor allem aber auch eine gute Wahrnehmung, Intuition und Menschenkenntnis. All das können Sie trainieren, wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen.
Was ist zu tun? 4 konkrete Schritte für mehr Klarheit
1. Gewinnen Sie Abstand zum Deal
Das nächste Mal, bevor Sie einen Rechtsanwalt als Paymaster (Attorney Paymaster) für die finanzielle Abwicklung Ihrer Geschäfte suchen oder beauftragen, treten Sie einen Schritt zurück und betrachten Sie das Geschäft und die Beteiligten nüchtern und mit Abstand.
Das alleine kann schon eine echte Herausforderung sein, vor allem wenn Sie schon einige Zeit auf einen Deal hingearbeitet haben. Je höher die Summen und je größer die Erwartungshaltung, desto mehr Abstand ist hilfreich. Unbewusste Gefühle trüben oft den Blick für das Wesentliche.
2. Prüfen Sie Identität und die Herkunft der Gelder genau
Stellen Sie die Identitäten aller Beteiligten zweifelsfrei fest. Das gilt vor allem, wenn Sie neue Geschäftsbeziehungen über das anonyme Internet anknüpfen. Wenn unbekannte Investoren hohe Geldsummen vermeintlich einfach und schnell in Ihr Projekt oder Unternehmen investieren wollen, ist besondere Vorsicht angezeigt.
Klären Sie in jedem Fall zweifelsfrei, wer der wirtschaftlich Berechtigte (Ultimate Beneficial Owner) des Geldes ist und sammeln Sie alle Hinweise über den Investor, die Sie in öffentlichen Quellen und Datenbanken finden können. Wenn Sie das nicht tun und später etwas schief geht, machen Sie sich vielleicht strafbar – als Mittäter von Geldwäsche oder wegen eines Verstoßes gegen internationale Finanzsanktionen.
3. Prüfen Sie die Hintergründe der geplanten Transaktion im Detail
Fragen Sie sich bei jeder Transaktion, in die Sie involviert sind oder von der Sie als Broker profitieren wollen, ob sie plausibel ist. Eigentlich selbstverständlich: Machen Sie nur Geschäfte, die Sie bis ins letzte Detail verstehen. Fragen sie sich und Ihren Kontakt, ob die Transaktion wirtschaftlich Sinn macht.
Wenn selbst die Beteiligten nicht so genau erklären können, warum das Geld so und nicht anders überwiesen werden soll, dann sind Ihre Zweifel wahrscheinlich berechtigt und es ist äußerste Vorsicht geboten.
4. Beobachten Sie das menschliche Verhalten aller Beteiligten genau
Analysieren Sie das menschliche Verhalten Ihrer Geschäftspartner ganz genau – und achten Sie auf jedes Detail. Wie reagiert Ihr Geschäftspartner oder vermeintlicher Investor auf Ihre Detailfragen? Sind seine oder ihre Antworten ebenso detailliert oder bleiben sie seltsam unkonkret und an der Oberfläche? Wird großer zeitlicher oder inhaltlicher Druck auf Sie ausgeübt? Verlangt man Dinge von Ihnen, die nicht in Ordnung sind oder die nicht mit Ihrer ganz persönlichen Integrität übereinstimmen?
Wenn Sie erst einmal Klarheit über die handelnden Personen, über die Herkunft des Geldes und über die Hintergründe der geplanten Transaktion, können Sie immer noch entscheiden, ob sich das Geschäft für Sie lohnt. Oft stellt sich dann auch heraus, dass Sie gar keinen Rechtsanwalt als Paymaster brauchen.
Wer den Durchblick hat, die Hintergründe kennt und echtes Vertrauen aufbaut mit allen Geschäftspartnern und mit den beteiligten Banken, der kann meistens auf einen Attorney Paymaster gut verzichten.